Vorträge und Podiumsdiskussion
„Bringing ecology back in“ -
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Deutschland soll unter dem Titel „Agenda 2010“ grundlegend und nachhaltig reformiert werden. Aus der Sicht der Bundesregierung stellt diese Agenda „ein umfassendes Programm zur Reform des Arbeitsmarkts, zum Umbau der Sozialsysteme und für wirtschaftliches Wachstum“ dar. Schaut man genauer hin, lassen sich Hinweise auf ökologische Gesichtspunkte oder Zielsetzungen nur schwer ausmachen. Den in diesem Zusammenhang zentralen Begriff der Nachhaltigkeit nennt die „Agenda 2010“ nur in der Verbindung mit der Sicherung der Renten, des Gesundheitssystems, der Mittelstandspolitik und der Gemeindefinanzreform.
Dominiert wird die „Agenda 2010“ weitgehend von den Zielen Wirtschaftswachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen. Nicht zuletzt hierin liegt der Grund, dass prominente, an ökologischen Fragen besonders interessierte Politiker und Politikerinnen von Bündnis 90/ Die Grünen – unter ihnen der Bundestagsabgeordnete Reinhard Loske - im Mai diesen Jahres eine stärkere Ausrichtung der „Agenda 2010“ an ökologischen Zielen gefordert haben („Sieben Thesen für die Agenda 2010 mit ökologischer Orientierung“): Eine ökologisch orientierte Politik soll mehr Arbeitsplätze schaffen, die Kosten in den sozialen Sicherungssystemen senken, die Steuereinnahmen erhöhen und die Bürokratie abzubauen helfen.
Diese stärkere Orientierung an ökologischer Nachhaltigkeit hält auch der Leiter des Berliner „Institutes für Zukunftsstudien und Technologiebewertung“ (IZT) und langjährige SPD-Funktionsträger Rolf Kreibich für dringend geboten, denn die „Agenda 2010“ falle hinter bereits von der Regierung formulierte Ziele ihrer Arbeit gleich dreifach zurück: hinter den rot-grünen Koalitionsvertrag, hinter die strategischen Ziele, die der von der Regierung eingesetzte „Rat für nachhaltige Entwicklung“ konzipiert hat und hinter die „Nationale Nachhaltigkeitsstrategie – Perspektiven für Deutschland“. Er sieht deshalb in der „Agenda 2010 kein hinreichendes Reformprogramm mit einer inhaltlichen Ziel- und Richtungsbestimmung zur langfristigen Sicherung von Zukunftsfähigkeit“, wie er in einem offenen Brief an den Bundeskanzler deutlich machte.
Darüberhinaus stell sich zudem die Frage nach der Angemessenheit der in
der „Agenda 2010“ vorgeschlagenen Reformen. Verheißt das Reformpaket eine
grundlegende Auflösung des „Reformstaus“ oder – wie der Sozialwissenschaftler
Helmut Wiesenthal meint – greift es deutlich zu kurz, weil die Tiefe der institutionellen
Strukturkrise, in der das „Modell Deutschland“ steckt, nicht wirklich erkannt
wurde? Und welchen Beitrag könnte eine stärker ökologisch ausgerichtete
Reformpolitik bei der Überwindung dieser Krise leisten?
Die öffentlichen Kontroversen um die „Agenda 2010“ konzentrierten sich
bislang fast ausschließlich auf sozialpolitische und ökonomische
Aspekte. Wir wollen mit dieser Veranstaltung dazu einladen, das Augenmerk auch
auf den Zusammenhang von ökologischer Nachhaltigkeit und institutioneller
Erneuerung zu lenken, und die damit verbundenen Fragen zu diskutieren.
Samstag, 22. November 2003
15.30 – 19.30 Uhr
15.30 Uhr
Begrüßung
Vortrag: Günter Altner
(Uni Koblenz-Landau, Heidelberg)
Wann und wie wird die Politik ökologisch?
Über den Zusammenhang von Regierungshandeln,
Konsumentenbewusstsein und Erhaltung der Umwelt
Vortrag: Helmut Wiesenthal
(Humboldt-Universität Berlin)
Der institutionelle Modernisierungsbedarf Deutschlands und die „Agenda 2010“ - Zum Verhältnis von Reform und Ökologie
17.00 – 17.15 Uhr : Pause
17.15 – 19.30 Uhr
„Bringing ecology back in“ -
Wie kann eine Re-ökologisierung von Politik und Ökonomie unter den
Bedingungen von Wirtschafts- und Institutionenkrise, „Agenda 2010” und Globalisierung
gelingen?
Podiumsdiskussion mit:
Günter Altner (Uni Koblenz-Landau, Heidelberg)
Egon Becker (Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt/M.)
Rolf Kreibich (Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung,
Berlin)
Stefan Krug (Greenpeace, Berlin)
Reinhard Loske (MdB Grüne, Berlin)
Helmut Wiesenthal (HU Berlin)
Moderation:
Franziska Wolff (Öko-Institut, Berlin)
Ende: 19.30 Uhr
22. November 2003, 15.30 - 19.30 Uhr
Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Str. 32, Frankfurt am Main
HGDÖ,
Hessische Landesstiftung der Heinrich-Böll-Stiftung e. V.
Niddastr. 64
60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069/ 23 10 90, Fax: 069/23 94 78
E-mail: zwengel@hgdoe.de