Tagung

 




Einwandern, Wohnen und Arbeiten

  Nachbarschaft, Bewohnerdemokratie und soziale Integration


2.12.2000, 14.00 Uhr

Grimm’s im Westend
Ulmenstr. 20
60325 Frankfurt a.M.

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Thema

Wir riefen die Arbeitskräfte aus dem Ausland, und es kamen Menschen. Nun fühlt sich die deutsche Nachbarschaft „überfordert“. Sie sieht die Menschen nicht, die den Deutschen das tägliche Leben erleichtern und pflegt lieber ihre Vorurteile. In den Wohnsiedlungen wird der latente, alltägliche Rechtsradikalismus allmählich manifest durch tätliche Übergriffe, nicht mehr bloß im Wahlverhalten.

Was kann getan werden, um den Zusammenhalt in der städtischen Nachbarschaft zu stärken? Wie können Vorurteile abgebaut werden?

Welche Rolle spielen Arbeit, Einkommen, Beschäftigung? Gibt es Ansätze in der lokalen und regionalen Wirtschaft, diese zu fördern?

Stärkt Partizipation das Selbstbewusstsein und schützt vor Fremdenfeindlichkeit, oder bringt sie gar das Vorurteil erst richtig zum Durchbruch?

 

 


Programm

Kurzvorträge

 
14.00   Begrüßung
 

 

 


14.20




 

 





14.45

 

 

 

 

 

 

 

 

 Peter Bartelheimer
Auswirkungen von Zuwanderung auf Stadtquatiere

Einwanderung nach Deutschland und in die städtischen Wohnquartiere ist seit 40 Jahren normal. Im Bestreben nach einer „ausgewogenen Mieterstruktur“ erwecken PolitikerInnen und Wohnungswirtschaft den Eindruck, gegensteuern zu können. Unterdessen verändern sich die Nachbarschaften, wobei innenstadtnahe Quartiere offensichtlich mehr Integrationspotential haben, als Großsiedlungen an der Peripherie. Welche Auswirkungen hat die Zuwanderung wirklich auf die Entwicklung einzelner Stadtviertel, und welche Probleme sind zu lösen?

Peter Bartelheimer, Sozialwissenschaftler, Institut für Sozialforschung, Frankfurt am Main, Autor des ersten Frankfurter Sozialberichts „Risiken für die soziale Stadt“, unter Mitarbeit zahlreicher weiterer AutorInnen. Der Befund: Sozialräumliche Ungleichheit entwickelt sich in der Rhein-Main-Metropole Frankfurt langsam, viel langsamer, als die verbreitete Klage über „überforderte Nachbarschaften“ vermuten ließe. 


Clemens Altschiller
Erhaltung und Beschaffung von Wohnraum unter heutigen (Zuwanderungs-) Bedingungen

Ein Bericht aus der kommunalpolitischen Praxis für die Praxis. In der Tat ist die Vorstellung von einer gesunden sozialen Mischung durch die Vergabe von Sozialwohnungen so populär wie unrealistisch. Wenn eine Integration gelingen und lebendige städtische Nachbarschaften entstehen sollen, muss auch der Schutz gesehen werden, den ein „Ghetto“ bietet. Warum finden wir Little Italy und Chinatown andernorts romantisch, aber bei uns muss „soziale Mischung“ regieren?

Clemens Altschiller, Wiesbaden, Amt für Wohnungswesen, Leiter der Abteilung Erhaltung und Beschaffung von Wohnraum.

 
15.15 Diskussion und Kaffepause
16.30














17.00














17.20
Jutta Ebeling
Ausländische Nachbarn gehören zu uns

Dieser Gedanke ist kaum verbreitet. Dabei wäre die Förderung von Toleranz und Partizipation im Wohnquartier möglich und wirksam gegen Rechtsradikalismus. Wenn in Stadtquartieren mit geringem Anteil an Migrantenfamilien die Ausländerfeindlichkeit besonders stark ist, so kennen wir das längst aus der Antisemitismus-Forschung. Es handelt sich offenbar um die Projektion der eigenen sozialen und psychischen Ängste und Konflikte auf diejenigen, die als Fremde ausgegrenzt worden sind, und die dann Opfer rechtsradikaler Gewalt werden. Wenn wir nur die Gewalt ächten, nicht aber die fremdenfeindlichen Ressentiments, ist es schon zu spät.

Jutta Ebeling, Stadträtin in Frankfurt am Main seit 1989, Dezernat Schule und Bildung, Kandidatin von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN FRANKFURT für das Amt der Oberbürgermeisterin.




Karin Hagemann
Strategien gegen Verslummung: Bewohnerdemokratie und bewohnergetragene Gesellschaften

Kommunale Wohnungsunternehmen haben nicht nur Wohnungen zu verwalten, sie müssen auch für sozialen Ausgleich sorgen. Sie müssen Mieterinnen und Mietern heute die Rolle verspäteter Bauherren zubilligen. Die Chance hierzu kann geboten werden, vorausgesetzt, der entsprechende politische Wille kann durchgesetzt werden, und das Wohnungsunternehmen gibt tatsächlich Verantwortung an die Bewohner ab. Auf der anderen Seite ist die Verflechtung von Wohnen und Arbeiten im Quartier durch zunehmende Armut bedroht. Wirtschaftsförderung, Beschäftigung sind wichtig für das Selbstbewusstsein, aus dem heraus Existenzen gegründet und Vorurteile gegenüber Fremden abgebaut werden können.

Karin Hagemann, Bürgermeisterin der Universitätsstadt Gießen, Planungsdezernentin, Vorsitzende des Aufsichtsrates der kommunalen Wohnbau Gießen GmbH.  Als einziges Wohnungsunternehmen in Hessen besteht dort Mietermitbestimmung mit institutionellen Entscheidungsrechten des Mieterrates über die Investitionstätigkeit des Unternehmens. Die Mietermitbestimmung wurde durch weitgehende Bewohnerbeteiligung bei der Sanierung der sozialen Brennpunkte in Gießen aufgebaut. Karin Hagemann hat als Bürgermeisterin die Entwicklung der Hessischen Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt durch Pilotprojekte in Gießen aktiv bef ördert.

Hans Fürst
Soziale Stabilisierung von Nachbarschaften: Erneuerung des Wohnungsbestandes mit den Bewohnern, nicht gegen sie

Ein Hochhausquartier im Frankfurter Umland, errichtet als Abschreibungsobjekt im Bauherrenmodell, 5000 Bewohner, schlecht versorgt und belastet mit sozialen Konflikten, wird erneuert. Aber nicht nach gängigem Rezept, etwa Vertreibung der unliebsamen Bewohner zur Verbesserung der Sozialstruktur. Vielmehr werden die vorhandenen Bewohner an der Erneuerung aktiv beteiligt. Die integrative Wirkung wird verstärkt durch den Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsaspekt der baulichen Investitionen, sowohl für örtliche Handwerks- und Ausbildungsbetriebe, als auch für die betreffende städtische Entwicklungsregion insgesamt.

Hans Fürst, Geschäftsführer der nh-gip, Nassauische Heimstätte – Gesellschaft für innovative Projekte, mit Sitz in Dreieich-Sprendlingen.

 

 

17.45 Diskussion



18.30
Verabschiedung der gemeinsamen Resolution
19.00 Ende der Veranstaltung

 Moderation:    Dr. Hannelore Schneider-Kuszmierczyk


Anmeldung

Hessische Gesellschaft für Demokratie
und Ökologie (HGDÖ)
Landesstiftung der Heinrich-Böll-Stiftung
Niddastr. 64  
60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069/ 23 10 90
FAX: 069/23 94 78
Email: info@hgdoe.de
Homepage: www.hgdoe.de


Veranstaltungsort

Grimm's im Westend
Ulmenstr. 20
Frankfurt a.M.

Nähe U-Bahnhaltestelle Westend (Linie U6 und U7)