Diskussion und Filmvorführungen
Blicke richtenZur Konstruktion und Dekonstruktion
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Thema | Programm | Filme | Referentinnen | Termin | Veranstaltungsort | Eintrittspreise | Informationen
Diese Veranstaltung versucht, deutsche Identität einmal anders in den
Blick zu nehmen, ausgehend von der Überzeugung, dass es sich bei allen
Identitätsbegriffen um Konstruktionen handelt, die immer auch auf bestimmten
Ausschlüssen beruhen. D.h. das, was "deutsch" ist, wird wesentlich
durch das "Nicht-Deutsche" definiert. Solche Ausschlüsse werden
durch den Bezug auf eine wie auch immer geartete Natur bzw. Natürlichkeit
legitimiert und damit als (politische) Entscheidung unsichtbar gemacht. Oder
sie geraten dadurch aus dem Blick, dass die auf Ausschlüssen beruhende
Geschichte, die zu einer bestimmten Konstellation - wie der Grenzziehung einer
Nation - geführt hat, umgedeutet und in den Dienst der Erschaffung einer
nationalen Identität genommen wird.
Solche Legitimierungsstrategien sichtbar und damit zum Gegenstand politischer
Auseinandersetzung zu machen ist Ziel dieser Veranstaltung. In zwei sehr unterschiedlichen
Film- bzw. Videoprojekten wird die Konstruktion deutscher Identität thematisiert
und kritisch hinterfragt. Dabei unterscheiden sich die ausgewählten Arbeiten
nicht nur visuell, sondern auch formal: Die Filmemacherin Hito Steyerl geht
essayistisch vor und versucht, Kontinuitäten und Brüche rassistischer
Verhältnisse am Beispiel von Berlin-Mitte aufzuzeigen. Kanak TV arbeitet
mit Interviewtechniken und Fiktionalisierung, um das Monopol des befragenden
Blickes der Mehrheitsgesellschaft in Frage zu stellen und umzukehren.
Kurzbeiträge der Filmemacherinnen, Kommentare zum jeweils anderen Filmprojekt
und die Diskussion mit dem Publikum dienen dazu, gemeinsam Möglichkeiten
und Unmöglichkeiten filmischer Widerstandsbewegungen gegen die Definitionsmacht
des hegemonialen Diskurses in Deutschland auszuloten.
18.30 - 24.00 Uhr | Freitag, 16. Mai | |
18.00 Uhr
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FESTSAALFilmvorführung:
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20.15 - 21.00 Uhr | Pause | |
21.00 Uhr Ca. 23 Uhr |
FESTSAALFilmvorführung: Ende des offiziellen Teils |
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bis 24 Uhr | Barbetrieb im KOZ
Von 18.00 bis 24.00 ist der Barbetrieb im KOZ geöffnet. Dort können Getränke und Snacks käuflich erworben werden. |
Kanak TV agiert dort, wo rassistische Hierarchien zur Norm erklärt werden. Das Projekt weist jeden Versuch entschieden zurück, MigrantInnen anzu-glotzen, zu vermessen und in Kategorien zu pressen. Statt dessen wird der Blick auf "Allemannen" gerichtet. "Volldeutsche" oder auch "Biodeutsche" sind diesmal diejenigen, die in Erklärungsnot ge- raten. In "40 Jahre Einwanderung - Where do you come from?" oder auch in "Weißes Ghetto" werden Blick- und Fragerichtung umgekehrt. Der letzte Kurzfilm erzählt "Das Märchen von der Integration". Weitere Infos zum Filmprojekt und zu Kanak Attak unter: www.kanak-attak.de
Die leere Mitte
BRD 1998, Video, 62 min, Dokumentarfilm. Buch / Regie / Schnitt: Hito Steyerl,
Kamera: Meike Birck, Boris Schafgans, Hito Steyerl
Der Film beobachtet über einen Zeitraum von acht Jahren die architektonischen
und politischen Veränderungen am Potsdamer Platz in Berlin. Zwischen den
Grenzen des Kalten Krieges entsteht zwischen 1990 und 1998 allmählich ein
Hauptquartier internationaler Konzerne. Jahrzehntelang liegt der Platz brach:
als leere Mitte Berlins. Jetzt kehrt die Mitte zurück: Nach der Deutschen
Einheit siedelt sich das Zentrum politischer Gewalt wieder in Berlins Mitte
an.
Zur selben Zeit werden Menschen an den Rand der Stadt gedrängt. An den
urbanen Umbrüchen zeigen sich die Spuren globaler Umstrukturierungen, aber
auch das Fortwähren sozialer und politischer Grenz- ziehungen. Die Geschichte
des Platzes macht deutlich, dass es immer auch der Ausgrenzung, besonders gegen
Zuwanderer und Minderheiten bedurft hat, um ein mächtiges Zentrum der Nation
zu errichten. Der Film bemüht sich im Gegenzug darum, denen eine Stimme
und eine Geschichte zu geben, die nach wie vor von dieser Mitte ausgeschlossen
bleiben.
Sun-Ju Choi
lebt und arbeitet in Köln und ist seit 2000 Mitglied bei Kanak Attak, wo
sie u.a. das Projekt Kanak TV mitgestaltet hat. Sie hat Englische und Romanische
Philologie und Ja-panologie studiert. Zur Zeit ist sie Dreh-buchlektorin für
Kino- und Fernsehfilme beim WDR. Sun-Ju Choi wird unter dem Titel "Kanak
TV: Migrantische Selbstermächti-gung oder Warum Kanak TV politisch ist"
das Filmprojekt von Kanak Attak Köln vorstellen. Außerdem kommentiert
sie den Filmbeitrag von Hito Steyerl.
Hito Steyerl
lebt und arbeitet als Filmemacherin, freie Journalistin und Autorin in Berlin.
Ihre thematischen Schwerpunkte liegen im Be- reich essayistischer Dokumentarfilm,
postko- loniale Kritik und feministische Repräsenta- tionskritik. Mit ihren
Dokumentarfilmen war sie auf zahlreichen internationalen Filmfesti- vals und
bei thematischen Kunstausstellungen vertreten, u.a. zu den Themen Migration,
Interkulturalismus und Globalisierung. Hito Steyerl wendet sich in ihrem Kurzbeitrag
"Filmsprache und Norm" ausgehend von einer Analogie zwischen sozialem
Raum und filmischen Apparat der Frage zu, wie Körper, Identitäten
und Personen konstruiert werden. Außerdem kommentiert sie das Filmprojekt
von Kanak Attak.
Ulle Jäger
lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und in Basel. Sie hat Gesellschaftswissenschaften
studiert und eine Promotion in Soziologie verfasst und ist derzeit Assistentin
am Zentrum Gender Studies der Universität Basel. Seit 1999 ist die Mitglied
der HGDÖ. Ulle Jäger ist verantwortlich für Konzept, Programm
und Moderation dieser Veranstaltung.
Freitag, 16. Mai 2003
18.30 - 23.00 Uhr
KOZ und Festsaal, Universität Frankfurt am Main
Mertonstraße 26-28 (Campus Bockenheim)
U-Bahnhaltestelle Bockenheimer Warte
(Linie U6/U7 und U4)
Der Eintritt für die Veranstaltung inkl. Vorführung beider Filme beträgt 5 Euro.
HGDÖ, Hessische Landesstiftung
der Heinrich Böll Stiftung e.V.
Niddastraße 64, 60329 Frankfurt am Main
Tel: 069 / 23 10 90, Fax: 069 / 23 94 78
Email: info@hgdoe.de