Fachtagung

Die Praxis des Gender Mainstreaming –

Europäische Beispiele

Dienstag, 29. Januar 2002
Frankfurt am Main

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Thema

Mit der Ratifizierung des Amsterdamer Vertrages und der neuen Programmperiode der Europäischen Strukturfonds ist das Prinzip des Gender Mainstreaming für alle Länder der Europäischen Union obligatorisch geworden. Nach diesem Prinzip werden organisatorische Strukturen und politische Maßnahmen auf allen Ebenen unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten analysiert. In dem die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und Auswirkungen auf die Geschlechter in den Blick geraten, können Ungleichgewichte in der Verteilung von Ressourcen wie Macht und Geld transparent werden. 

Gender Mainstreaming ist eine Doppelstrategie: bisherige frauen- und gleichstellungspolitische Maßnahmen werden nicht ersetzt, sondern um einen strukturbezogenen Ansatz erweitert. Ziel ist es, Instrumente zu entwickeln und zu verankern, die effektiver als bisherige frauenpolitische Ansätze die Benachteiligung zwischen den Geschlechtern strukturell angehen und abbauen helfen.

Im Vergleich zu einigen anderen europäischen Staaten steckt die Praxis des Gender Mainstreaming in Deutschland noch eher in den Kinderschuhen. Entsprechend groß ist der Bedarf an Information und Wissen über Strategien und Methoden seiner Umsetzung.

In der Tagung wird dieser Bedarf aufgegriffen. Es werden fortgeschrittene Erfahrungen mit der Umsetzung von Gender Mainstreaming-Konzepten, entwickelte Methoden und Instrumente exemplarisch aus verschiedenen Praxisfeldern in Politik und Verwaltung vorgestellt. Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern – aus Schweden, Finnland, Großbritannien – und aus Deutschland werden präsentiert und diskutiert. Die Tagung will so auch einen Beitrag dazu leisten, die Umsetzungspraxis in Deutschland weiterzuentwickeln.
 

 

Programm

10.30 – 11.00 Uhr 

Begrüßung und Einführung

 
11.00 – 12.00 Uhr 

Gender Mainstreaming in der Praxis – Europäische Beispiele

Diskussionsrunde mit:

Christin N. Granberg (Schweden), Dr. Doris Hayn, Isolde Hofmann, Dörthe Jung (alle Deutschland), Dr. Katherine Rake (Großbritannien), Outi Tammi (Finnland)

 
12.00 – 12.30 Uhr  Fragen und Diskussion mit den TeilnehmerInnen
mit Simultanübersetzung (englisch-deutsch) 
 
12.30 – 13.30 Uhr  Mittagessen
 
13.30 – 15.30 Uhr  Fünf parallele Workshops
 
15.30 – 16.00 Uhr  Kaffeepause
 
16.00 – 17.00 Uhr 

Ergebnispräsentation: Strategien der Umsetzung
mit TeilnehmerInnen aus den Workshops

 

Workshops

Workshop 1:

Praxis und Instrumente des Gender Mainstreaming auf kommunaler Ebene in Schweden

Christin N. Granberg

In Europa hat Schweden seit 1994 Instrumente zur Umsetzung des Gender Mainstreaming entwickelt, die inzwischen auch auf der kommunalen Ebene in vielen Bereichen angewandt werden. Da sich die geschlechtsdifferente Betroffenheit von politischen Maßnahmen am stärksten auf kommunaler Ebene in der unmittelbaren Lebenssituation niederschlägt, z.B. in den Bereichen Verkehr, Sozialpolitik usw., ist diese besonders interessant, wenn es um Verbesserung des konkreten Alltagslebens geht – zumal es dazu in Deutschland noch wenig Erfahrungen gibt.

Christin N. Granberg ist Expertin für Gender Mainstreaming und im Rahmen der Schwedischen Vereinigung von Kommunen tätig. Zuvor war sie beim schwedischen Bundesarbeitsamt damit beschäftigt, die Geschlechterperspektive in der offiziellen Politik und den Verwaltungsmaßnahmen zu verankern.

Für den englischsprachigen Workshop steht bei Bedarf entweder Simultanübersetzung oder ein/e Dolmetscher/in zur Verfügung.*
 

   
Workshop 2:

Gender Mainstreaming am Beispiel des nationalen Haushalts – Erfahrungen der Women´s Budget Group in Großbritannien

Dr. Katherine Rake

Seit den 90er Jahre haben sich vor allem im angelsächsischen Raum und in vielen Ländern des Südens sogenannte Gender-Budget-Initiativen gebildet, die ungleiche Auswirkungen von Haushaltsentscheidungen auf Frauen und Männer analysieren und Alternativen erarbeiten. 
Die Women´s Budget Group (WBG) in Großbritannien existiert seit Beginn der 90er Jahre und zeigte zunächst jährlich die geschlechtsspezifischen Implikationen des britischen Haushalts auf. Seit 1997 wird die WBG vom Finanzministerium im Rahmen der Gender Mainstreaming Politik der Regierung konsultiert, durchaus mit gewissen Folgen. 

Dr. Katherine Rake forscht und lehrt an der London School of Economics im Bereich Sozialpolitik, Wohlfahrtsstaat und Geschlechterungleichheit und ist Vorsitzende der Women´s Budget Group in Großbritannien, deren Praxisbeipiele unter anderem Felder wie Beschäftigungsprogramme und Steuerpolitik umfassen.

Der Workshop findet mit Simultanübersetzung (englisch-deutsch) statt.
 

   
Workshop 3:

Die Praxis des Gender Mainstreaming am Beispiel des Bundeslandes Sachsen-Anhalt

Dr. Kristin Körner und Isolde Hofmann

In Deutschland ist auf Länderebene Sachsen-Anhalt mit seiner Politik des Gender Mainstreaming vergleichsweise vorbildhaft. Auf der Grundlage eines Kabinettsbeschlusses ist ein Gender Mainstreaming Prozess in der Landesverwaltung angestoßen worden, der schon vielfältige Erfolge aufzuweisen hat. 
Konzept und bisherige Erfahrungen werden von den beiden Expertinnen vorgestellt, die die Umsetzung des Gender Mainstreaming in der Landesverwaltung entscheidend mitgeprägt und auf den Weg gebracht haben.

Isolde Hofmann ist Landesbeauftragte für Frauenpolitik und Gleichstellung,
Dr. Kristin Körner arbeitet in der Leitstelle für Frauenpolitik, beide bei dem Ministerium für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales in Sachsen-Anhalt, Magdeburg.
 

   
Workshop 4:

Das Gender Impact Assessment – ein zentrales Instrument des Gender Mainstreaming

Dr. Doris Hayn

Das Gender Impact Assessment (GIA) wurde in den Niederlanden als Methode entwickelt, um geschlechtsspezifische Implikationen politischer Maßnahmen zu identifizieren und hinsichtlich ihrer gleichstellungspolitischen Wirkungen zu überprüfen. Es wird seit Mitte der 90er Jahre in Holland und Belgien als Instrument der Politikfolgenabschätzung eingesetzt. Seit der Verabschiedung des Leitprinzips des Gender Mainstreaming durch das Bundeskabinett wird auch in Bundesministerien die Anwendung des GIA diskutiert; konkret wird im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) an einem GIA für den Bereich Umweltpolitik gearbeitet.

Dr. Doris Hayn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für sozialökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt am Main. Das ISOE hat für die EU ein Gender Impact Assessment für das Subprogramm "Umwelt und Nachhaltige Entwicklung" innerhalb des 5. Forschungsrahmenprogramms durchgeführt und ist aktuell damit beauftragt, für das BMU ein Konzept für das o.g. GIA zu entwickeln.
 

   
Workshop 5:

Gender Mainstreaming in Finnlands Familienpolitik

Outi Tammi

Im Zuge des Umsetzungsprozesses von Gender Mainstreaming gibt es in Finnland einen Perspektivenwechsel in der Familienpolitik. Im Vergleich zu den vorangegangen Jahren, in denen die Rechte von Frauen betont wurden, stehen heute Fragen auf der politischen Agenda, die die Beteiligung von Männern und die Wahrnehmung ihrer väterlichen Pflichten stärker in den Vordergrund rücken. Hier stehen interessante politische Überlegungen und Projekte zur Debatte.

Outi Tammi arbeitete einige Jahren in finnischen EU - Projekten zu dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zur Zeit ist sie in einer großen nationalen Gesundheitsorganisation als Psychologin beschäftigt. Auseinandersetzung mit Problemen und Konfliktlösungen im Bereich von Gender stellen einen Hauptschwerpunkt ihrer Tätigkeit dar.

Für den englischsprachigen Workshop steht bei Bedarf entweder Simultanübersetzung oder ein/e Dometscher/in zur Verfügung.* 


Dörthe Jung ist selbständige Unternehmensberaterin in Frankfurt/M. Sie berät Unternehmen bei Veränderungsprozessen und ist Expertin für Konzept und Umsetzung von Gender Mainstreaming. Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Evaluation von europäischen Projekten.

 

VeranstalterInnen:

Die Tagung wird von der Hessischen Gesellschaft für Demokratie und Ökologie (HGDÖ), der Heinrich-Böll-Stiftung, der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, der Petra-Kelly-Stiftung Bayern in Kooperation mit Dörthe Jung Unternehmensberatung und dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) veranstaltet.

Weitere Informationen:
Margret Krannich / HGDÖ 
Tel.: 069 / 23 10 90; E-mail: krannich@hgdoe.de

 

Veranstaltungsort:

Gewerkschaftshaus
Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77
60329 Frankfurt am Main
(Nähe Hauptbahnhof bzw. Baseler Platz; vom Hbf ca 7 Minuten zu Fuß)

 

Tagungstermin:

Dienstag, 29. Januar 2002, 10.30 - 17.00 Uhr

 

Kosten:

Die Teilnahmegebühr beträgt Euro 50,00, ermäßigt Euro 25,00. In dem Betrag sind Mittagessen, Kaffee, Tagungsgetränke usw. enthalten.

Bitte die Teilnahmegebühr auf folgendes Konto überweisen:
Hessische Gesellschaft für Demokratie und Ökologie
Stichwort: Gender
Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00, Kontonr.: 3320400

 

Anmeldung:

Bitte bis zum 21. Januar 2002 anmelden bei:
Hessische Gesellschaft für Demokratie und Ökologie,
Landesstiftung der Heinrich-Böll-Stiftung
Niddastr. 64, 60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 23 10 90, FAX: 069 / 23 94 78
Anmeldeformular
E-mail: info@hgdoe.de

* Wichtig: Bei der Anmeldung bitte angeben, an welchem Workshop Sie teilnehmen wollen und bei Workshop 1 und 5, ob Sie Übersetzung möchten!