Tagung

... making sense of information

Perspektiven der Wissensgesellschaft oder
man sieht nur, wenn man mehr weiß als man sieht

Samstag,
10. November 2001
Frankfurt a.M.

 Programm | Veranstaltungsort | Veranstaltungstermin | Veranstalter

 

Thema

"Wissen" rückt zunehmend in das Zentrum der Diskussionen um die Perspektiven unserer Gesellschaft. Es wird im Zuge der globalen Veränderungen als konstitutives Merkmal für eine moderne Ökonomie, ihre Produktionsprozesse und -beziehungen wie als "sozialer Kitt" für die kommende Gesellschaft gesehen. Das Leben in der Wissensgesellschaft ist aber nicht nur mit mehr Information und Erkenntnis verbunden, sondern auch mit mehr Risiko und Unsicherheit: Mehr Wissen bedeutet immer auch mehr Nicht-Wissen.

"Wissen" wird im herrschenden Diskurs wesentlich als "rational" und diskursorientiert verstanden. Informationen werden als Argumente angeboten und verwertet. Ausgespart bleibt dabei, dass Wissen von Gefühlen, nicht klar benennbaren Phänomenen, Spiritualität, Ästhetik, Körperlichkeit und Sexualität geprägt sein kann und möglicherweise auch Vorurteile transportiert. Und dass neues Wissen von der spezifischen NeuGIERde der Forschenden abhängt. "Wissen" ist so nicht nur kognitiv zu fassen, deshalb müssen die "verbotenen Zonen" benennbar bleiben. Mehr Wissen beseitigt nicht automatisch gesellschaftliche oder individuelle Tabus und Denkverbote.

"Wissen" ist schon heute wesentliche Ressource der modernen Ökonomien. Wer über "Wissen" verfügt und "Wissen" kontrolliert, kann Gewinne und Wachstum garantieren. Zahlreiche politische Programme versprechen einmal mehr, dass "Wissen" nicht nur neue Arbeitsplätze und Märkte schaffen, sondern auch den sozialen Fortschritt befördern wird. Die Erfahrung lehrt, dass Skepsis gegenüber allem Fortschrittsglauben angebracht ist, wenn nicht zugleich die gesellschaftlichen Machtstrukturen thematisiert und transparent werden. Mehr Wissen beseitigt nicht automatisch gesellschaftliche Ungleichheiten und befördert eine Ökonomie des Gemeinwohls.

Wie wandelt sich Informationen zu Wissen? Welchen Sinn macht Wissen & Information? Führt Neugierde zu neuem Wissen? Wie schafft sich Wissen &Information Aufmerksamkeit? Schafft mehr Wissen auch Weisheit? Wie zerbrechlich ist die zukünftige Wissensgesellschaft? Wer kontrolliert die Wissensgesellschaft? Die Tagung ... making sense of information bietet Hinweise auf Antworten.
 

 

Programm

  13.30

Begrüßung

 
14.00

Vortrag

Bildung in der Wissensgesellschaft

Gernot Böhme (Professor für Philosophie an der Universität Darmstadt)
Das Konzept der Wissensgesellschaft lässt sich als eine Kritische Theorie der Gegenwartsgesellschaft verstehen. Vor diesem Hintergrund wird die aktuelle Bildungspolitik diskutiert, die unter dem Motto steht, "die heranwachsende Generation fit zu machen für die volldigitalisierte Zukunft". Was eigentlich muss man wissen in der Wissensgesellschaft, was bedeutet die Rede von der Computer- und Netzkompetenz als vierter Kulturtechnik?

 
15.00

Vortrag

Über die Ökonomie der Aufmerksamkeit

K. Ludwig Pfeiffer (Professor für Anglistik / Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Siegen)
Nicht umsonst ist seit längerem von "Informationsfluten" die Rede. Einzelne Informationen werden nur noch aufgenommen, wenn sie ausreichend Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Wie attraktiv müssen Informationen daher kommen, um noch bemerkt zu werden? Wie viel Aufmerksamkeit kann Wissen erwarten? Und: Wie viel Aufmerksamkeit braucht der Mensch?

 
16.00 - 16.15 Pause
 
16.15

Vortrag

Wissen und Geheimnis – Die Faszinationen des Nicht-Gewussten

Ingo Dammer (Geschäftsführer KAMM Consult)
Die Entwicklung zur Wissensgesellschaft geht einher mit einer Vervielfachung der öffentlich zugänglichen Informationen. Doch Informationen wie Wissen sind in mehrfacher Hinsicht ambivalent. Nicht alle Informationen stehen gleichberechtigt nebeneinander, nicht jedes Wissen ist ohne Weiteres kommunizierbar. Wie zum Beispiel umgehen mit dem unsicheren Terrain von Körperlichkeit und Sexualität ? Wie reagieren auf spirituelle Phänomene, für die "Wahrheit irgendwo dort draußen" liegt? Gibt es ein spirituelles Wissen?

 
17.15

Vortrag mit Lesung

Old Economics, New Economy, Wissensgesellschaft. Neue Begriffe - altes Denken?

Bernhard von Mutius (Philosoph und Unternehmensberater Frankfurt) 
Auch wenn die individuellen Chancen mit der Wissensgesellschaft wachsen, bleiben doch die kapitalistischen Strukturen. Die Suche nach Alternativen verlangt ein anderes Wissen, doch wie durchlässig sind die Informationsstrukturen, wie groß die Bereitschaft zum Denken von neuen Formen des Wirtschaftens? Ist Wirtschaften jeder Art ohne Gewinn denkbar? Taugen unsere Begrifflichkeiten für die Zukunft oder spiegeln sie nicht nach wie vor die Denkungsart des Industriezeitalters?

 
18.15 - 19.00

Podiumsdiskussion mit den Referenten

Infomüll, Wissen, sozialer Mehrwert.

Moderation: Wolfgang Hippe (A.R.T., Köln)

 

Veranstaltungstermin:

Samstag, 10. November 2001
13.30 Uhr - 19.00 Uhr

 

Veranstaltungsort:

Ökohaus
Kasseler Str. 1a
Frankfurt a.M.
(S-Bahnhaltestelle Frankfurt-West/Westbahnhof)

 

Veranstalter:

Hessische Gesellschaft für Demokratie und Ökologie,
Landesstiftung der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.

Heinrich-Böll-Stiftung e.V.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Reihe "Auf dem Weg zur digitalen Gesellschaft? New Economy, Internet-Ökonomie und Wissensgesellschaft" statt.

 

Anmeldung / Information:


Hessische Gesellschaft für Demokratie und Ökologie (HGDÖ)
Landesstiftung der Heinrich-Böll-Stiftung
Niddastr. 64
60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 23 10 90
Fax: 069 / 23 94 78
Email: fechter@hgdoe.de