Vorträge mit Podiumsdiskussion

 

Der Partizipative Haushalt
von Porto Alegre -

Modell für BürgerInnenbeteiligung
auch bei uns?



Dienstag, 20. Mai 2003, 18.00 Uhr
Bügertreff Gutleut,
Frankfurt am Main

  
  

Programm | Veranstaltungsort 

 

Thema

Seit mehr als 10 Jahren beteiligen sich in der brasilianischen Millionenstadt Porto Alegre von Jahr zu Jahr mehr BürgerInnen an der Entscheidung über die Investitionen der Kommune.
In Brasilien gibt es inzwischen 80, in Lateinamerika mehr als 150 Kommunen, in denen die Bürgerinnen und Bürger über den öffentlichen Haushalt direkt mitbestimmen können. Zur Entscheidung steht zumeist der für Investitionen vorgesehene Anteil des Haushalts.
Diese BürgerInnenbeteiligung hat nicht nur zu einer deutlichen Verschiebung der Prioritäten zugunsten von Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, flächendeckender Abwasserkanalisierung und Müllentsorgung geführt, sondern auch das für Lateinamerika typische Geflecht von Korruption und Klientelismus zumindest partiell durchbrochen. Porto Alegre wurde von der UNO für "good governance" ausgezeichnet, sein Beteiligungsmodell macht international Schule.

Angesichts dieses Erfolges stellt sich die Frage, ob der Bürgerhaushalt nicht auch ein Modell für bundesdeutsche Kommunen wäre, die z.T. im Rahmen der Lokalen Agenda 21 oder im Rahmen der Verwaltungsreform schon Schritte in Richtung einer breiteren BürgerInnenbetei-ligung erprobt haben.

Einige Kommunen in Deutschland, darunter Groß-Umstadt in Hessen, haben angefangen, mit ersten Schritten in Richtung Bürgerhaushalt zu experimentieren. Dabei stellen sich viele Fragen:
Wie kann ein z. T. hochkomplexer kommunaler Haushalt mit seinen vielfältigen rechtlichen und technischen Voraussetzungen Formen von direkter BürgerInnenbeteiligung zugänglich gemacht werden?
Worauf soll sich die BürgerInnenbeteiligung beziehen, auf bloße Information, auf Anhörung und Konsultation oder weitergehend auf Mitwirkung bei Entscheidungen?
Welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen braucht es, damit Beteiligung für die Bürgerinnen und Bürger attraktiv wird?
Müsste der Bürgerhaushalt nicht auch an der Einnahmen- statt nur an der Ausgabenseite ansetzen?
Verändert sich durch diese BürgerInnenbeteiligung die Rolle der politischen Mandatsträger und der Verwaltung?

Die Krise der Kommunen hat sich in den letzten Jahren so zugespitzt, dass kaum noch Geld für die wichtigsten Investitionen zur Verfügung steht und dass eine Neuregelung der öffentlichen Aufgaben erforderlich ist. Kann der Bürgerhaushalt ein Mittel sein, diese Krise besser zu bewältigen? Wo liegen Möglichkeiten, wo Grenzen dieses Ansatzes?

Diese und weitere Fragen sollen auf der Veranstaltung aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert werden.


 

 
Programm

   


Zum Bürgerhaushalt in Porto Alegre

Davi Luiz Schmidt, Koordinator für Sozialpolitik in der Provinzregierung von Porto Alegre, Mitbegründer des Bürgerhaushalts in Porto Alegre, Brasilien

Kommentar:
Miguel Rangel, Stadtrat im Rat des Bürgerhaushalts, Vorsitzender der Vereinigung der Bewohner, Porto Alegre, Brasilien

Möglichkeiten und Grenzen von partizipativen Haushalten

Carsten Herzberg, Politologe, Berater für Beteiligungshaushalte im Urban Management Programme der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik, Berlin


Diskussion


Pause

Bügerhaushalt im Kontext von Lokaler Agenda 21, BürgerInnenbeteiligung und Verwaltungsreform

Christian Flöter, Erster Stadtrat in Groß-Umstadt, Bündnis 90/ Die Grünen, AG Bürgerhaushalt im Netzwerk Kommunen der Zukunft

Elke Wiechmann, Soziologin, Wissenschaftliche Beratung bei Verwaltungsreformprozessen, u.a. beim Netzwerk Kommunen der Zukunft, Fröndenberg


Diskussion mit allen ReferentInnen und mit weiteren VertreterInnen aus Politik und Verwaltung


Moderation:
Helene Rettenbach, PlanWerkStadt Wiesbaden

 

 
Veranstaltungort:

Bürgertreff Gutleut,
Rottweiler Str. 32
60327 Frankfurt am Main
(Nähe Hauptbahnhof bzw. Baseler Platz)

Termin:

Dienstag, 20. Mai 2003
18.00 - 22.00 Uhr

 

Weitere Informationen:

HGDÖ,
Landesstiftung der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.
Niddastr. 64
60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069/ 23 10 90
eMail: info@hgdoe.de


Veranstalter:

Hessische Landesstiftung der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.
in Kooperation mit KATE, Kontaktstelle für Umwelt & Entwicklung, Stuttgart
im Rahmen eines länderübergreifenden Projektes der Heinrich-Böll-Stiftung