Tagung

 

Internationale Verrechtlichung und Demokratie

 
 
25.-27.11. 2005
Frankfurt a.M.

  
  

Thema | Programm | Veranstaltungsort | Termin | Veranstalter | Information

 

Thema

Seitdem die USA nach Ende des "Kalten Krieges" zur tonangebenden Weltmacht aufgestiegen sind, scheint Kants idealistische Vorstellung einer Konstitutionalisierung des Völkerrechts in weite Ferne gerückt. Nicht eine weitergehende Verrechtlichung internationaler Beziehungen zeichnen die gegenwärtigen politischen Beziehungen unter der Auspiz der Weltmacht aus, sondern eine "Moralisierung" der Weltpolitik unter Berufung auf Werte wie Frieden und Demokratie. Warnende Stimmen befürchten angesichts der Selbstermächtigung der Weltmacht eine langfristige Aushebelung völkerrechtlicher Verbindlichkeiten.

Zugleich lässt sich eine Transformation der Staatenwelt hin zur Weltgesellschaft und ein schleichender Verlust staatlicher Entscheidungskompetenzen beobachten. Internationale Regelungs- und Kooperationsprozesse werden von kollektiven Akteuren (WTO, UNO, EU) übernommen, während gleichzeitig grenzenüberschreitende Funktionssysteme mit den Mitteln des Privatrechts entstehen. Diese sektorale Verrechtlichung wird zwar als effiziente Weise des internationalen Regierens (global governance) begrüßt, durch die zudem verschiedene gesellschaftliche Akteure (wie NGOs und transnationale Unternehmen) beteiligt werden. Andererseits weisen Kritiker darauf hin, dass diese Formen des transnationalen Regierens abgekoppelt von legitimierten Verfahren der Selbstgesetzgebung stattfinden und so das internationale Recht seine herrschaftsbegrenzende Funktion gänzlich verlieren könnte.

Die Tagung hat zum Ziel, Prozesse der internationalen Verrechtlichung und Demokratisierung politischer Macht aus politikwissenschaftlicher, philosophischer und rechtswissenschaftlicher Perspektive zu analysieren. Dabei sollen sowohl die Fragen nach einer angemessenen Beschreibung der gegenwärtigen Verfasstheit der Weltgesellschaft wie auch die nach der Legitimität inter- und transnationalen Regierens diskutiert werden. Und schließlich kommt in diesem Zusammenhang der Frage nach Inhalt, Reichweite und Geltung internationaler Verrechtlichung eine prominente Bedeutung zu.


 

 
Programm

    Freitag, 25. November 2005
     
  18.15

Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann
Institut für Philosophie
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

Eröffnung der Tagung

Prof. Dr. em. Jürgen Habermas,
Institut für Philosophie
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M. und Starnberg

Das Werk Hauke Brunkhorsts und sein Beitrag zu einer normativen Theorie internationaler Politik


Prof. Dr. Martti Koskenniemi
Erik Castrén Institute of International Law and Human Rights
Universität Helsinki

Formalism, Fragmentation, Freedom.
Kantian Themes in Today's International Law
(Vortrag in englischer Sprache)

 
   

Samstag, 26. November 2005

 
9.00

Dr. Regina Kreide
Institut für Grundlagenfragen der Sozialwissenschaften
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.
Dr. Andreas Niederberger
Institut für Philosophie
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

Internationale Verrechtlichung und Demokratie - ein Problemaufriss

 
 

Verrechtlichungs- und Entrechtlichungsprozesse in den internationalen Beziehungen

Chair: Dr. habil Peter Niesen
Institut für Politikwissenschaft
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

 
  9.30

Prof. Dr. Stefan Oeter
Institut für Internationale Angelegenheiten
Universität Hamburg

Prekäre Staatlichkeit und die Grenzen internationaler Verrechtlichung

     
  10.30

Kaffeepause

     
  11.00

Prof. David Rasmussen (Ph.D)
Department of Philosophy
Boston College/Boston

International Law and Constitutional Review in the United States
(Vortrag in englischer Sprache)

     
  12.00

Prof. Dr. Christoph Menke
Institut für Philosophie
Universität Potsdam

Von der Würde des Menschen zur Menschenwürde:
Zum Begriff subjektiver Rechte

     
  13.00

Mittagspause

     
    Internationale Konstitutionalisierung und Demokratie

Chair: Dr. des. Sonja Buckel
Institut für Politikwissenschaft
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

     
  14.30

Prof. Dr. Gunther Teubner, Frankfurt a. M.
Institut für Arbeits-, Wirtschafts- und Zivilrecht
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

Die anonyme Matrix: Menschenrechtsverletzungen durch "private" transnationale Akteure

     
  15.30

Prof. Dr. Christoph Möllers
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Expressive Demokratie

     
  16.30

Kaffeepause

     
  17.00

Prof. Dr. em. Ingeborg Maus
Institut für Politikwissenschaften
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

Volkssouveränität als Prinzip des Völkerrechts.
Zur Kritik einer "lebenden Verfassung" globaler Politik

     
  18.30

Podiumsdiskussion

Internationales Recht und politische Macht

Prof. Dr. Matthias Kettner
Fakultät für das Studium fundamentale - Philosophie
Universität Witten-Herdecke

Dr. Anne van Aaken
Max Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, Bonn

Dr. Andreas Paulus
Institut für Internationales Recht
Ludwig-Maximilians-Universität München

Thomas Gebauer
Medico International, Frankfurt a. M.

Moderation: Christian Geyer, FAZ

     
    Sonntag, 27. November 2005
     
   

Politische Macht, Religion und globale Öffentlichkeit

Chair: Prof. Dr. Gerd Grözinger
Zentrum für Bildungsforschung, Universität Flensburg

     
  9.30

Prof. Dr. Micha Brumlik
Institut für allgemeine Erziehungswissenschaften
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

Prophetisches Völkerrecht, rationales Königtum und die Ebenbildlichkeit des Menschen - Zur politischen Theorie der Hebräischen Bibel

     
  10.30

Prof. Dr. Thomas M. Schmidt
Fachbereich Katholische Theologie
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

Säkularisierung oder Globalisierung des Rechts?
Die Verweltlichung der Weltgesellschaft und die Resistenz der Religionen

     
  11.30

Kaffeepause

     
  12.00

Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann
Institut für Philosophie
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

Religion und öffentlicher Vernunftgebrauch

 

 

 
Veranstaltungsort:

Johann Wolfgang Goethe-Universität, Campus Westend,
Grüneburgplatz 1, Frankfurt am Main
Raum 1.801 Casino 1. Stock

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Mit der S-Bahn, Linien 1 / 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8 / 9 bis
"Hauptwache", dann mit der U-Bahn, Linien 1 / 2 / 3
bis "Holzhausenstraße", dann 10 Min. Fußweg oder
mit der S-Bahn, Linien 1 / 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8 bis
"Konstabler Wache", dann mit dem Bus, Linie 36
(Richtung Westbahnhof) bis "Simon-Bolivar-Anlage"




 

Termin:

Freitag, 25. - Sonntag, 27. November 2005

 

 


Veranstalter:

Prof. Dr. Micha Brumlik,
Fachbereich Erziehungswissenschaften,
Institut für allgemeine Erziehungswissenschaften

Dr. Regina Kreide,
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Grundlagenfragen der Sozialwissenschaften

Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann,
Dr. Andreas Niederberger,
Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften,
Institut für Philosophie,
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e. V.


Mit freundlicher Unterstützung der

Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M.
Freunde und Förderer der Universität


 

Information:

Dr. Regina Kreide
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
Institut für Grundlagenfragen der Sozialwissenschaften
Robert Mayer Str. 5, 60054 Frankfurt am Main
Tel.: 069/ 798 22668, e-mail: Kreide@soz.uni-frankfurt.de

oder:

Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e. V.
Tel.: 069/ 23 10 90, Fax: 069/ 23 94 78
e-Mail: zwengel@hbs-hessen.de