Gender Mainstreaming und Diversity Politics Titlebild

Gender Mainstreaming und Diversity Politics

Über Feminismus, Gender und die Zukunft der Geschlechterforschung in neo-reaktionären Zeiten
12.06.2019, Frankfurt/Main
Foto: Stop Brexit March, 01/10/17, Megan Trace; CC BY-NC-SA 2.0

Die Gleichstellungspolitik der Europäischen Union (EU) galt in den letzten Jahren durchaus als vergleichsweise fortschrittlich und wirkte in vielen Mitgliedsländern als Motor für die Entwicklung von Gleichstellungsmaßnahmen. Gender Mainstreaming und Diversity Politics gehörten zu den zentralen Gleichstellungsstrategien der EU. In einer Reihe von Mitgliedsländern hat sich allerdings inzwischen die politische Situation drastisch geändert und es ist eine Verschiebung des gesellschaftlichen Diskurses nach rechts zu beobachten. Diese politischen Veränderungen gehen auch an den Gleichstellungspolitiken der EU nicht spurlos vorbei. Gleichstellungsstrategien – von Gender Mainstreaming bis Diversity Management – werden grundlegend hinterfragt und stehen gegenwärtig erneut unter Beschuss. In diesem Vortrag wird der Frage nachgegangen, wohin sich die Politik der EU und ihrer Länder bewegt.

Gender unter Druck.
Geschlechterpolitiken in Europa.

Es weht ein kalter Wind durch Europa. An Einfluss gewinnende rechtspopulistische Parteien profilieren sich mit europakritischen, autoritären Positionen. Im Mittelpunkt ihrer Programme stehen antifeministische und rassistische Forderungen. Gleichzeitig nutzen rechte Akteur*innen den Bezug auf Frauenrechte, um ihre Forderungen zu legitimieren und sich von denjenigen abzugrenzen, die aus ihrer Sicht nicht ‚dazugehören‘.

Seit dem Amsterdamer Vertrag von 1997 ist die Arbeit der EU auf die Prinzipien des Gender Mainstreaming und die Bekämpfung von Diskriminierung auf Grund von Geschlecht, „Race“, ethnischer Herkunft, Religion/Weltanschauung, Behinderung/Beeinträchtigung, Alter und sexueller Orientierung verpflichtet. EU-Geschlechterpolitiken haben sich aus der engen Beschränkung auf Arbeitsmarktpolitik gelöst und zielen mittlerweile auf alle Politikfelder. Schwerpunkte sind neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Geschlechterungleichheit und Demokratiedefizite in der Politik sowie der Kampf gegen häusliche Gewalt.

Gender Mainstreaming ist rechtspopulistischen Bewegungen ein Dorn im Auge, weil sie Geschlechtergerechtigkeit nicht als Abschaffung von Ungerechtigkeit, sondern als Abschaffung von Geschlechterdifferenz verstehen. „Anti-Genderismus“ bekämpft vehement jedes Verständnis von Geschlecht, das Zweigeschlechtlichkeit und Heteronormativität als ‚natürliche‘, unveränderliche Tatsache infrage stellt.

Europäische Demokratie braucht Feminismus. Die Vorträge fokussieren die Konstitution, Bedingungen und Ursachen von Anti-Genderismus und Antifeminismus rechter und rechtspopulistischer Bewegungen und Parteien im europäischen Kontext und setzen sich aus rassismuskritischer, postkolonialer und feministischer Perspektive kritisch mit der EU als Bezugspunkt für intersektionale Kämpfe um soziale Gerechtigkeit auseinander. Dabei machen sie Allianzen und Gegenbewegungen sichtbar und setzen „fake news“ und Politiken der Ausgrenzung Informationen und alternative Handlungsstrategien entgegen.

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Vortrag und Diskussion mit:

Birgitt Riegraf seit 2009 Professorin für Allgemeine Soziologie an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn und seit 2018 Präsidentin der Universität. Sie hatte verschiedene Gast- und Vertretungsprofessuren, u.a. die Maria-Goeppert-Mayer Gastprofessur für Internationale Frauen- und Geschlechterforschung an der Georg-August-Universität Göttingen, inne. Neben ihrer Tätigkeit als Redaktionsmitglied und Mitherausgeberin der Zeitschrift feministische studien und der Reihen Arbeitsgesellschaft im Wandel sowie Geschlechter und Gesellschaft ist sie regelmäßig als Gutachterin für (inter-)nationale Zeitschriften und Organisationen tätig. Aktuelle Publikationen: Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung (mit Beate Kortendiek und Katja Sabisch, 2018); Care and Care Work – A Question of Economy, Justice and Democracy, Special Issue, Equality, Diversity and Inclusion (ed. mit Brigitte Aulenbacher, 2018).

Gender Mainstreaming und Diversity Politics
Über Feminismus, Gender und die Zukunft der Geschlechterforschung in neo-reaktionären Zeiten
Vortrag und Diskussion
Mittwoch, 12. Juni 2019, 18:15 Uhr
Goethe-Universität Frankfurt am Main, PEG-Gebäude Uni Frankfurt, Raum 1.G191,
Theodor-W.-Adorno-Platz 1, Frankfurt/Main
Kooperationspartner