Systemrelevant und schlecht bezahlt:
Pflege- und Sorgearbeit im Kontext der Corona-Krise

Reihe: Böll Zoom26.10.2020, Online-Veranstaltung

Systemrelevant und schlecht bezahlt: Pflege- und Sorgearbeit im Kontext der Corona-Krise

Die Corona-Krise hat drastisch deutlich gemacht, wie systemrelevant Pflege- und Sorgetätigkeiten für das Funktionieren einer Gesellschaft sind. Der Beifall für Pflegekräfte und Verkäuferinnen ist inzwischen verklungen. Es bleibt aber umso dringlicher die Frage, ob diese Erfahrungen in der Krise endlich zu einer besseren Bezahlung und zu besseren Arbeitsbedingungen professioneller Sorgearbeit führen.

Welche Bewertungsmaßstäbe liegen überhaupt der Entlohnung bestimmter Tätigkeiten zugrunde? Wie geschlechtsneutral oder wie geschlechterdiskriminierend sind diese? Eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation IAQ hat 2018 zum ersten Mal einen geschlechtsneutralen Maßstab für gleichwertige Berufsgruppen vorgelegt und errechnet, dass Fachkräfte in der Krankenpflege oder in Kitas entsprechend ihrer Anforderungen und Belastungen wie Elektrotechnik-Ingenieure bewertet und bezahlt werden müssten. Wie kommen wir also zu einer gerechten Bewertung und Wertschätzung professioneller Sorgearbeit? Und warum ist es so schwierig, Verbesserungen zu erreichen, obwohl den meisten bewusst ist, dass hier dringend etwas passieren muss?

Im Bereich der unbezahlten Sorgearbeit hat alarmiert, dass in der Corona-Krise Frauen die Hauptlast der Folgen von Schul- und Kitaschließungen zu tragen hatten und haben. Dies hat in vielen Fällen dazu geführt, dass Frauen beruflich „zurückgesteckt“ haben, sei es, dass sie ihre Erwerbsarbeitszeit reduzieren mussten und damit weniger Einkommen (und später Rente) erzielen, sei es, dass sie im Bereich wissenschaftlicher Publikationen zurückgefallen sind – ebenfalls mit langfristigen Folgen.

Was also ist zu tun, um diese Nachteile auszugleichen und zukünftig zu verhindern, dass solche Krisen zu einer Retraditionalisierung von Geschlechtsrollen beitragen oder Frauen beruflich zurückwerfen?

Zur Reihe: Böll Zoom

Böll Zoom ist eine Diskussionsreihe im Online-Format, die in lockerer Folge grundsätzliche Fragen beleuchtet, die sich im Kontext von Corona wie durch ein Zoom vergrößern und zuspitzen. Den Anfang machte ein Blick auf Entstehungsbedingungen von Corona und Pandemien und deren Zusammenhang mit Umweltzerstörung und Klimawandel. Es folgte eine Diskussion zu globalen Lieferketten, deren Komplexität und Anfälligkeit durch Corona nochmals besonders deutlich geworden ist. Die nächsten beiden Debatten in der Reihe befassen sich mit der Pflege- und Sorgearbeit im Kontext der Corona-Krise sowie mit den Ambivalenzen von Home-Office und seinen Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den Geschlechtern.

Bitte beachten Sie: Aufgrund der aktuellen Maßnahmen gegen das Coronavirus findet die Veranstaltung online statt. Verfolgen Sie/verfolgt die Debatte live auf Zoom und diskutieren Sie/diskutiert mit (anonym per Chat oder durch Wortmeldung; nur die ReferentInnen sind öffentlich zu sehen).

Hier finden Sie/ findet Ihr den link zur Veranstaltung. Sie können sich/ Ihr könnt Euch aber auch kurz formlos anmelden bei info@boell-hessen.de. Dann bekommen Sie/bekommt Ihr den link rechtzeitig vorher zugemailt.

Zur Veranstaltung [Zoom]

mit:

Ute Klammer Geschäftsführende Direktorin des IAQ (Institut Arbeit und Qualifikation), Universität Duisburg-Essen

Kordula Schulz-Asche MdB und Sprecherin für Pflegepolitik, Bündnis 90/Die Grünen

Alexandra Willer Krankenpflegerin und Personalratsvorsitzende am Uniklinikum Essen

Moderation:

Andrea Blome Journalistin und Moderatorin, Münster

Systemrelevant und schlecht bezahlt:
Pflege- und Sorgearbeit im Kontext der Corona-Krise
Montag, 26. Oktober 2020, 19:00 Uhr

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